Kapitel 1: Das Café

Kapitel 1: Das Café

Ich fahre also zu Dir in die Stadt. Wie immer bin ich viel zu frĂŒh, weshalb ich mir kurz vorher noch eine Tankstelle suche. Hole mir dort zwei kleine Wasserflaschen, eine wird vor NervositĂ€t sofort ausgetrunken, die andere kommt mit. Es ist nĂ€mlich FrĂŒhling, fĂŒhlt sich aber schon fast wie Sommer an.

Ich hab schlichte Shorts an, meine Nikes habe ich nur grob geputzt, um nicht so zu wirken, als hĂ€tte ich sogar extra meine Schuhe geputzt. Seit Monaten habe ich mal wieder ein Hemd an, es ist ein schlichtes grĂŒnes Skater-Hemd.

FĂŒr meine VerhĂ€ltnisse etwas schicker, aber nicht ĂŒbertrieben. Es ist immer noch mein Stil, aber ich wollte mich trotzdem fĂŒr dieses Treffen schön machen. Ich warte noch fĂŒnf weitere Minuten an der Tanke, nicht dass sie auch schon an unserem Treffpunkt wartet und sieht, dass ich viel zu frĂŒh da bin. An unserem Treffpunkt, einem Parkplatz, den Du extra ausgesucht hast, auf dem ich kostenlos ohne Zeitlimit stehen kann, ist weit und breit keine hĂŒbsche Frau in Sicht. Also bleib ich noch einmal 5 Minuten sitzen und warte, dann steige ich aus und laufe zur Einfahrt des Parkplatzes los.

Oh mist, nochmal zurĂŒck zum Auto. Ich habe die Wasserflasche vergessen und ich brauche ja schließlich was fĂŒr meine nervösen HĂ€nde. Eine kurze Nachricht an Dich, dass ich da bin, blicke vom Display wieder auf und da sehe ich Dich. Wow! Du hast dich auch sommerlich angezogen und unterhalb deiner Sonnenbrille meine ich ein kleines Schmunzeln zu erkennen. Du hast mich also vermutlich auch gesehen. Ich grinse und denk mir wie blöd ich wohl aussehen muss aber du drehst dich schon Mal nicht um und rennst weg.

Den peinlichen Moment der BegrĂŒĂŸung ĂŒberspringst du einfach mit einem kleinen Satz auf mich zu und umarmst mich. Du riechst gut. Sommerlich, passend zum Outfit, ich rieche eine Note von 
 Oh shit, hab ich vergessen Parfum aufzutragen oder vielleicht zu viel, bin ich eingedieselt, stink ich 
 Mein Gedanke wird durch dein „Hey" in Richtung meines Ohrs unterbrochen. Wir umarmen uns sicher schon 2 Sekunden. Ist das zu lang, ist das peinlich? Soll ich loslassen? Ich lös die Umarmung „Hallöle"

Meine Fresse, was ne beknackte BegrĂŒĂŸung, denke ich mir. Schiebe dann auch direkt hinterher „Kann sein dass ich etwas nervös bin, ich hatte schon lange kein Date mehr"

Wir laufen ein kurzes StĂŒck in die Stadt, und wir sind beide wohl keine Profis im Smalltalk.

Du zeigst auf ein kleines CafĂ© und wir setzen uns draußen an einen kleinen Tisch. Du erzĂ€hlst mir von deinem Tag und wir bekommen unseren Kaffee. Als du beim ErzĂ€hlen kleckerst und wir beide herzhaft lachen und SpĂ€ĂŸe darĂŒber machen, ist das Eis gebrochen.

Wir erzĂ€hlen und erzĂ€hlen, Vergangenheit und Zukunft, Misserfolge und PlĂ€ne, Gedanken und WĂŒnsche, ich muss aufpassen und Wechsel meine Konzentration zwischen deinen Worten, deiner Begeisterung sie du sie erzĂ€hlst und deiner Ausstrahlung dabei, ich bin im Bann, wie sind so vertieft, dass wir uns schon mehrere Stunden zuhören. Irgendwann kommt die Bedienung, Schichtwechsel, abkassieren, wie viel Uhr ist eigentlich? 18 Uhr. Du entschuldigst dich kurz, um einen Anruf zu erledigen.

Ich zahle heimlich, obwohl wir die Rechnung teilen wollten, weil sich ĂŒber die Zeit doch etwas angesammelt hat. Wir schlendern anschließend wieder ins GesprĂ€ch vertieft zurĂŒck zum Parkplatz. Ich bleib kurz vorher stehen, nehme deine Hand und dreh dich zu mir um. Grinse und sag, dass ich dich unbedingt wieder sehen möchte. Verlegen schaust du auf den Boden und erwiderst nach einem kurzen Moment „Morgen?" Bevor ich antworten kann, knurrt dich mein Magen an.